Am Montag, 31.10.2016 ist Folgendes passiert:
Am Montag Morgen trieb es mich eine andere Strecke, als meinen gewöhnlichen Arbeitsweg, zu laufen. Es trieb mich nach der vergangenen kalten Nacht nach den Tieren auf der Königsstraße zu sehen. Als ich mit der Rolltreppe von der Klettpassage auf die Königsstraße kam, fiel mir sofort eine torkelnde Taube ins Auge. Als ich auf sie zulief, sah ich eine weitere, hinter einer Anzeigetafel auf dem Rücken liegen. Ich rannte sofort hin und hob das Tier auf. Noch in der Hocke kniend, fiel mein Blick auf ein apathisch kauerndes Tier unter einer Bank. Ich griff auch dieses. Als ich mich aufrichtete, bot sich mir ein grausames Bild: Auf der unteren Königsstraße im Bereich vom Aufgang Bahnhof-Königsstraße bis zur Kreuzung Marstallstraße lagen überall tote oder sterbende Tauben. Einige Tiere torkelten herum, andere lagen auf dem Rücken mit zuckenden Beinen, wieder andere lagen schwer atmend mit halboffenen Flügeln und schon geschlossenen Augen auf der Straße.Ich stand für ein paar Sekunden wie angewurzelt da, da ich nicht greifen konnte, was sich mir gerade für ein Anblick bot. Ich verständigte sofort eine Kollegin, die schnellstens vor Ort kam und wir sammelten die Tiere hastig und mit zitternden Händen ein. Beim Blick in den Schnabel der ersten Taube fiel uns sofort die blau gefärbte Zunge ins Auge. Die erschreckende Erkenntnis: Die Tauben wurden vergiftet. Die Polizei und das Ordnungsamt wurden informiert. Der verständigte Tiernotdienst brachte die Tiere zur Notfallversorgung in die nächstgelegene Tierarztpraxis. Die Tauben wurden mit einer als Futter getarnten giftigen Substanz vergiftet. Das Ausbringen von Gift stellt nicht nur einen drastischen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar, sondern auch eine Umweltstraftat nach dem Strafgesetzbuch §§ 330a ff. - Schwere Gefährdung der Umwelt durch Freisetzen von Giften (siehe unten). Das Gift wurde vom noch unbekannten Täter im öffentlichen Berich frei zugänglich ausgebracht. Unklar ist, ob die Giftattacke gezielt gegen die Tauben gerichtet war. Sicher ist aber, dass eine hochgradige Gefährdung von Kindern, Hunden und Wildvögeln vom Täter bewusst in Kauf genommen wurde. Dieser Vorfall zeigt erneut, wie hoch die Emotionen in Sachen Stadttauben kochen. Blind vor Hass, agieren manche Taubenhasser mit Selbstjustiz. Eine erfolgreiche Eindämmung der Stadttaubenpopulation kann nur durch genügend Taubenschläge in der Stadt, die sich vor allem an den zentralen Brennpunkten der Stadt finden müssen, erreicht werden. Die Stadtaube ist kein Wildtier. Sondern ein entflogenes Haustier. Sie hat damit denselben Status wie streunende Hunde und Katzen. Dazu einige Infos: Auf der Homepage von StraßenTAUBE & StadtLEBEN e.V. finden Sie die wissenschaftliche Masterarbeit der Universität Marburg über die Stadttaube: http://www.strassentaube-und-stadtleben.de/information/ stadttauben-unsere- heimatlosen-haustiere/ wissenschaftlicher-nachweis- masterarbeit- stadttaubenpopulation/ Stuttgart ist noch meilenweit davon entfernt, ein flächendeckendes Netz an Taubenschlägen zu haben. Geschweige denn sind an den zentralen Brennpunkten von Stuttgart Taubenschläge für die durch und durch standorttreuen Tiere vorhanden. Dass Taubenschläge die einzige Lösung sind, das erfahren Sie hier: http://mediathek-hessen.de/ index.php?ka=1&ska=medienview& idv=7505 In den Taubenschlägen werden die Tiere mit artgerechtem Futter versorgt, ihre Eier gegen Attrappen ausgetauscht. Der Kot verbleibt zu 80 Prozent im Schlag. Nur so kann es endlich Frieden für Mensch und Tier geben. Dank des Fütterungsverbots werden immer Tauben durch die Stadt laufen müssen auf Futtersuche und werden in den Gastronomiebetrieben nach Nahrung suchen. Ich hänge Ihnen 2 Leserbriefe an, die Sie lesen sollten. Dann wissen Sie, wie Stuttgart tickt. Bei Vergiftungen besteht ein öffentliches Interesse. Es könnte den Menschen gleichermaßen treffen, wenn auf öffentlichen Plätzen Gift verstreut wird. Es ist also nicht nur ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, sondern auch eine Umweltstraftat. Strafgesetzbuch Besonderer Teil (§§ 80 - 358) 29. Abschnitt - Straftaten gegen die Umwelt (§§324 - 330d) § 330a Schwere Gefährdung durch Freisetzen von Giften (1) Wer Stoffe, die Gifte enthalten oder hervorbringen können, verbreitet oder freisetzt und dadurch die Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen oder die Gefahr einer Gesundheitsschädigung einer großen Zahl von Menschen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft. (2) Verursacht der Täter durch die Tat den Tod eines anderen Menschen, so ist die Strafe Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren. (3) In minder schweren Fällen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, in minder schweren Fällen des Absatzes 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
Dass sterbende und tote Tauben in den Straßen der Stadt herumliegen. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. Nicht im 21. Jahrhundert. Und andere Singvögel und Zugvögel dazu: Denn just zu dieser Zeit übernachten nachweislich Schwärme von Staren auf diesem Baum. Auch die Vögel von den Grünanlagen sind zu dieser Tageszeit hier präsent. Desgleichen nehmen Hunde auch solches Futter auf - und ein Kleinkind - unbeobachtet .... Die Selbstjustiz hat begonnen. Anzeichen gibt es bereits weitere. Und das wird so weitergehen - wenn Sie nicht daraufhin einwirken, dass städtische Dächer mit Taubenschlägen bebaut werden. Übrigens: Dadurch, dass der Schlag auf der Rathausgarage ohne sofortigen Ersatz abgebrochen wurde, hat sich das Problem deutlich und sichtbar verschärft. Ungeachtet dessen, was die Streetworker von StraßenTAUBE & StadtLEBEN an Taubenelend fast täglich aufsammeln. .... Ist DAS eine Stadt im 21. Jahrhundert? Man kann über die Stadttaube geteilter Meinung sein. Nicht jedoch, dass sie vergiftet wird. Und andere Wildvögel mit ihr. Es existiert nicht umsonst dieser Bußgeldkatalog: https://tierschutz.bussgeldkatalog.org/voegel/ Wir werden ein Plakat in den Läden aushängen, auf dem unser Verein StraßenTAUBE & StadtLEBEN e.V. über das Geschehen aufklärt, um Hinweise bittet und eine Belohnung aussetzt.
Wir hoffen auf die Aufklärung durch die Presse und die Wirkung der Belohnung. Dass dieser schlimme Zustand ganz schnell aufhört. Bitte tragen Sie mit den Mitteln dazu bei, die Ihnen zur Verfügung stehen.
Ich höre Stimmen wie: "Das war schon immer so." "Das gab es immer mal wieder." Ja - das gab es immer mal wieder. Das ist eine Feststellung. Kein Argument. Stuttgart muss dagegen etwas tun. Die Selbstjustiz ausbremsen. Denn die Zeit hat sich geändert: die Menschen sind rigoroser geworden. Wenn ihnen was nicht passt, handeln sie einfach. Das zieht Kreise. Gift ausstreuen, Tauben und damit andere Tiere und auch Menschen in Gefahr bringen, das ist kein Kavaliersdelikt. Es ist eine Verrohung der Stadt. Bitte helfen Sie mit im obigen Sinne, dass Stuttgart die Kehrtwende, die Kurve in die positive Richtung schafft. Liebe Grüße Britta Leins (geb. Oettl) StraßenTAUBE & StadtLEBEN e.V. Bezirk Stuttgart Abt. Beratung & Streetworking