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Engelsgeschichte

 

„Die Hände aus Licht“

 

Die Stadt war müde.
Nicht wie ein Kind nach dem Spielen,
sondern wie ein alter Körper,
der sich durch kalte Tage schleppt.

Zwischen Betonritzen und verrosteten Gittern
lag eine Stadttaube.
Ein Flügel abgeknickt,
die Augen trüb wie Regenwasser in einer Pfütze.

Niemand sah sie.
Autos rauschten vorbei,
Schritte hasteten,
und die Welt schien zu sagen:
„Du bist zu klein, um wichtig zu sein.“

Aber dann kam sie.

Ein Licht, zuerst kaum sichtbar,
wie Morgendunst über warmem Asphalt.
Ein weiblicher Engel,
barfuß, mit zwei weichen Flügeln,
so weiß, dass der Staub der Straße selbst inne hielt.

Sie kniete sich nieder,
nicht von oben herab –
sondern als wäre sie selbst Teil dieser Welt,
dieses Schmerzes, dieser Schwere.

Ihre Hände, wie aus Licht und Trost geformt,
nahmen die kleine Taube auf,
als wäre sie der letzte Funken eines Sterns.

Sie sagte nichts.
Aber aus ihrem Schweigen floss etwas:
Wärme.
Ruhe.
Eine unermessliche, stille Liebe.

Nach einer Weile –
und es war nicht die Uhr, die das maß,
sondern die Seele –
hob sie die Taube an ihre Brust.

Und flüsterte nur:
„Du bist gesehen. Du bist getragen. Und du wirst leben.“

Die Stadt rauschte weiter.
Doch ein Hauch Hoffnung wehte durch die Gassen,
als hätte ein Herz inmitten des Lärms
zum ersten Mal wieder geschlagen.

 

 

Vergessene Seelen unsere Städte

 

„Vergessene Seelen unserer Städte“


Eine kleine Geschichte über ein großes Schicksal

 

Die Stadt schlief nie wirklich. Selbst in der tiefsten Nacht flackerten Lichter, rollten Autos, hetzten Gedanken durch leere Straßen. Und zwischen diesen Schatten lebten sie – unsichtbar für die Eiligen, vergessen von der Welt: die streunenden Hunde und die geschundenen Tauben.

 

Einer von ihnen war Bruno, ein einst lebhafter Haushund mit bernsteinfarbenen Augen. Jetzt lag er zusammengerollt auf einem zerrissenen Pappkarton, zu schwach zum Bellen, zu müde zum Träumen. Die Rippen zeichneten sich unter seinem schmutzigen Fell ab wie stille Noten einer vergessenen Melodie.

 

Neben ihm tappte Luma, eine Stadttaube mit zersaustem Gefieder. Ihr Flügel hing leicht schief, eine alte Verletzung, wahrscheinlich vom Aufprall an einem Fenster, das ihr nie offen stand. Sie wärmte sich an Brunos Seite, nicht wegen der Kälte allein, sondern wegen der Einsamkeit.

 

Um sie herum: der Müll der Menschen. Leere Dosen, weggeworfene Träume, Brotkrumen von gestern. Und dazwischen liefen Beine vorbei – manche hastig, manche mit einem kurzen, schuldbewussten Blick. Niemand blieb stehen.

Doch dann kam ein Kind.
Es hieß Milo und hielt die Hand seiner Mutter. Er blieb stehen, riss sich los, ging in die Hocke. Schaute Bruno in die Augen. Dann sagte er: „Mama, warum weint der Hund?“
Seine Mutter schwieg. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Also kniete sie sich ebenfalls hin. Und dann, zum ersten Mal seit langer Zeit, gab jemand Bruno und Luma ein Stück Brot, einen Tropfen Wasser, ein Wort der Güte.

Es war nicht viel.
Aber es war der Anfang.

Denn Hoffnung beginnt nicht mit riesigen Gesten, sondern mit kleinen Blicken, mit dem Mut hinzusehen.

Und während die beiden Tiere ein wenig fester aneinander rückten, kam aus der Ferne das erste Licht des Morgens. Vielleicht würde dieser Tag anders sein.

 

 

Der Traum vom Regenbogen

 

Die Geschichte der Tunneltaube

 

Ein leises Märchen in dunklen Mauern

Im Herzen eines alten, kalten Tunnels,
zwischen rostigem Gitter und dem Wispern der Dunkelheit,
wurde eine kleine Taube geboren.
Kein Sonnenstrahl kannte ihren Namen,
kein Vogelgesang begrüßte sie –
nur das Echo ihrer eigenen, zarten Stimme.

Sie war allein.
Die Mutter war fort, der Vater nie zurückgekehrt.
Neben ihr: eine Maus, klein wie ein Fingerschatten,
die sich zu ihr kuschelte,
stumm,
aber warm.

Die Tage vergingen in Stille und Grau.
Doch wenn die Nacht kam,
wenn das Flackern der Tunnellichter wie Sterne tanzte,
schloss das Tunneltaubenkind die Augen –
und flog.

In ihren Träumen trug sie ein Federkleid aus Rosa, Türkis und Sonnengelb.
Sie segelte über Wiesen,
unter ihr Blüten wie Teppiche,
über ihr ein Regenbogen,
der nur für sie am Himmel stand.

Und tief in ihrem kleinen Herzen flüsterte eine Stimme:
„I have a dream.“

 

 

Das kleine Mädchen Lina

 

„Mali, die Nachtwächterin“

 

 

Wenn die Welt langsam leiser wird
und die Schatten sich an die Wände schmiegen,
dann sitzt Lina  auf ihrer Fensterbank –
in ihrem blauen Schlafanzug, die Knie umarmt, die Gedanken offen.

Neben ihr sitzt Mali.
Eine graue Stadttaube, mit sanften Augen und einem Herz, das stärker schlägt als viele glauben.

Mali war nicht aus dem Himmel gefallen.
Sie war eines Tages einfach dagewesen –auf dem Fenstersims,
im Regen,zitternd,und Lina hatte ihr ein Stück Brot hingelegt.
Seitdem blieb sie.

Sie wohnte nicht in einem Käfig.
Sie blieb, weil sie wollte.
Weil Linas Nähe warm war, wie das Licht eines Fensters,
wenn draußen der Wind pfeift.

Und so wurde Mali Teil von allem: von Linas Abendritual,
von den Geschichten, die nur geflüstert wurden,von den Tränen,

die heimlich kamen,wenn niemand hinsah.

Wenn Lina schlief,
blieb Mali wach.
Sie saß wie eine kleine Statue am Fenster
und wachte über die Träume des Mädchens.
Wenn der Mond wanderte,
blickte sie ihm nach,
als würde sie mit ihm sprechen
über all das, was Lina noch nicht sagen konnte.

Manchmal, wenn ein Alptraum kam
und sich wie kalter Nebel ins Zimmer schlich,
klopfte Mali mit ihrem Schnabel sacht ans Fenster.
Einmal, zweimal.
Lina wachte auf,
sah in die dunklen, klugen Augen ihrer Taubenfreundin
– und die Angst löste sich auf wie Rauch.

Denn Mali war da. Immer.
Mit ihrem weichen Federkleid, ihrem warmen Gurren,
das klang wie eine Melodie, die niemand kannte, außer Lina.

Und so schlief das kleine Mädchen jede Nacht ein
mit dem Wissen:
Sie war nicht allein.
Nicht, solange Mali da war.
Nicht, solange Freundschaft wie ein warmer Flügel
über ihr Herz gelegt war.

 

 

Der kleine Junge Noah und die Taube

 

„Noah und die Taube mit dem silbernen Schatten“

 

Wenn der Tag sich leise zurückzieht
und die Stadt anfängt zu träumen,
sitzt ein kleiner Junge am Fenster.
Sein Name ist Noah.
Sein Blick ruht auf der Nacht –
doch sein Herz, das wartet.

Neben ihm, Tag für Tag,
sitzt eine Taube.
Nicht irgendeine.
Sie kam eines Abends,
als Noah ganz still war,
mit Tränen, die er keinem zeigte.

Sie landete auf dem Fensterbrett,
legte den Kopf schief –
und ging nicht mehr fort.

Noah nannte sie Sora,
denn ihr Gurren klang wie Wind über Wasser.
Und seitdem war sie da.


Sie sprach nicht. Aber sie verstand.
Wenn Noah sich klein fühlte
in dieser großen, lärmenden Welt,
war Sora wie ein stiller Schild
aus Federn und Vertrauen.

Wenn es in ihm tobte,
weil Worte fehlten,
war da ihr Blick –
ruhig, tief, wissend.

Abends las Noah ihr aus seinem Buch vor.
Einfach so.
Vielleicht, weil es half,
das Herz zu ordnen,
wenn man jemanden hatte,
der blieb.


In der Nacht, wenn die Welt
sich zurückzog in sich selbst,
saß Sora noch immer am Fenster.
Sie wachte.

Nicht wie ein Wächter mit Rüstung,
sondern wie jemand,
der mit seinem bloßen Dasein
sagt:
„Ich bin da. Du musst nicht allein sein.

Der Mond war ihr Zeuge.
Die Sterne ihr Schwur.


Und irgendwann,
wusste Noah:
Manche Freundschaften brauchen keine Sprache.
Nur Nähe.
Nur Treue.
Nur einen warmen Flügel
über dem eigenen Herzen.

So schlief er ein.
Jede Nacht.
Mit dem Wissen:
Er war beschützt.

Nicht von einem Helden.
Sondern von einer Taube
mit einem silbernen Schatten.

 

 

Das Tunnelkind

 

Das Tunneltaubenkind – eine kleine Geschichte

 

Im Dunkel eines kalten Tunnels,
zwischen Betonrissen und dem Flackern kaputter Lampen,
wurde die kleine Taube geboren.

Kein Sonnenstrahl fiel auf ihr Nest aus Draht und Müll,
nur das Echo von Autos, das Klappern der Schritte,
und manchmal das leise Piepsen einer Maus,
die sich ihr bald anschloss –
zwei verlorene Wesen im Bauch der Stadt.

Die kleine Taube kannte nur Schatten.
Sie sah, wie andere Vögel nicht zurückkamen.
Sie fragte sich oft:
„Warum?“

Doch tief in ihrem kleinen Herzen,
das so schnell pochte, wenn sie die Augen schloss,
war ein Bild.

Ein Traum.

Darin flog sie.
Hoch, so hoch,
ihr Gefieder schillerte in Rosa, Türkis und Sonnengelb.
Ein Regenbogen spannte sich über sie,
unter ihr ein Teppich aus Blumen,
und neben ihr –
ihre Freundin Maus,
tanzend auf einem Blatt im Wind.

Und im Traum flüsterte sie leise,
mit einem Lächeln auf dem Schnabel:

„I have a dream.“

 

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